Mobilität

Untrennbar verbunden: Logistik und Digitalisierung

Wie verändert die Pandemie-begleitende Telearbeit nicht nur (Immobilien-)Räume? Mit dem aktuellen Thema „Tele“ haben sich unlängst angehende „Master“ des Studiengangs Integrales Planen und Bauen an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt beschäftigt – und sind dabei auf spannende Zusammenhänge zwischen Logistik und Digitalisierung gestoßen.

Jedes Wintersemester erhalten die Studierenden im Studienschwerpunkt Projektentwicklung eine Semesteraufgabe mit aktuellem Bezug. Das Kernthema im Wintersemester 2020/2021 lautete „Tele“. Sie haben dabei auf eigene Erfahrungen zugreifen können: Das Lernen und Lehren am heimischen Arbeitsplatz stellte für viele zunächst eine große Herausforderung dar. Wer längere Zeit von zu Hause aus arbeitet, richtet sich irgendwann auch entsprechend räumlich ein - sozusagen Veränderungen in Raum, Ort und Zeit.

Digitaler Fortschritt versetzt Mobilität in Bewegung

Was dabei das Projektteam 5 – Luis Seider, Matthias Schitt und Lucas Triebel – als „Tele-Hub-München“ entwickelte, zeigt punktgenau die Abhängigkeit der Mobilität vom Fortschritt der Digitalisierung. Das Trio ging davon aus, dass schon in naher Zukunft Flugtaxis sowohl den öffentlichen Personennahverkehr als auch herkömmliche PKWs als Verkehrsmittel ergänzen werden. So wird Berufspendlern, Touristen und Geschäftsreisenden an den großen Verkehrsknotenpunkten der Stadt die Möglichkeit geboten, auf ein Flugtaxi umzusteigen, um somit schneller, flexibler und umweltschonender ans Ziel im Stadtbereich zu gelangen. Die angespannte Verkehrssituation im Großraum München wird somit zukunftsfähig durch ein neues Mobilitätskonzept entlastet. Die Steuerung von Angebot und Nachfrage, die Flugpläne und die Verkehrskoordination: Ohne digitale Technik undenkbar.

Vorrangig technische Veränderungen im Blick

Was die Zukunft verspricht, dafür haben viele Branchen-Unternehmen heute schon die Grundlagen gelegt. Im europäischen Vergleich sind auf digitaler Ebene die deutschen Logistiker der Konkurrenz in einigen Bereichen deutlich voraus, sagt die Unternehmensberatung PwC: 80 Prozent der deutschen Logistiker haben ihre IT-Systeme bereits aufgerüstet, um ihr Unternehmen zu digitalisieren – im Vergleich zu nur 50 Prozent der europäischen Mitbewerber. Dieses Ergebnis belegt aus Sicht der Marktbeobachter: Die Unternehmen in Deutschland sehen die Digitalisierung in erster Linie als technische Veränderung. Trotzdem haben heute bereits nahezu zwei Drittel der deutschen mittelständischen Logistiker Ideen für digitale Geschäftsmodelle und Dienstleistungen. Jedes zweite Unternehmen hat die Digitalisierungsmaßnahmen in eine Strategie eingebettet. In diesen beiden Punkten unterscheiden sie sich nicht von den Logistikunternehmen in Europa. „Die Digitalisierung ist eine gute Chance für Logistiker, dem Preisdruck in der Branche zu begegnen. Denn mit einer zukunftssicheren IT und dem Einsatz digitaler Geschäftsmodelle lässt sich die Effizienz beträchtlich steigern“, so Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport und Logistik bei PwC Deutschland.

Zentrale Rolle für Online-Plattformen entsteht

In diesem Zusammenhang wird vor allem eines deutlich: Der Zugang von Logistik-Dienstleistern zu ihren Kunden hat sich durch digitale Geschäftsmodelle erheblich verändert. „Früher war es üblich, dass die Fracht vom Spediteur abgeholt wurde und dieser den weiteren Transportweg mit dem LKW, per Luftfracht oder im Seecontainer organisierte. Heute eröffnen digitale Plattformen jedem Produzenten, Händler oder einer Privatperson die Chance, Logistikdienstleistungen mit jeder Sendung im direkten Wettbewerb selbst auszuschreiben“, konstatiert PwC. „Damit haben sie einen viel direkteren Zugang zu den Anbietern im Markt und auch eine höhere Preistransparenz.“ Mit den am Markt befindlichen digitalen Frachtvermittlungsplattformen hätten zudem innovative Logistik-Startups eine Möglichkeit geschaffen, mit Hilfe cloudbasierter Systeme eine effiziente Auslastung der Transportmittel zu generieren. Dabei führten Informationen über den Transportweg und den Zustand der Sendung für den Kunden zu einem hohen Maß an Transparenz. Diese Daten könnten dann als digitaler Zwilling auf einem kundenfreundlichen Dashboard abgebildet werden. Die Beauftragung und die gesamte nachgelagerte Kommunikation wickelten viele Anbieter ebenfalls auf den Online-Plattformen ab. „Die Zusammenarbeit mit Startups bietet etablierten Unternehmen nicht nur die Chance, ihre digitale Kompetenz auszubauen“, stellt Bauer fest. „Solche Kooperationen können auch einen Wandel der Unternehmenskultur herbeiführen, in dem Arbeits- und Kommunikationsprozesse neu definiert werden.“

„Vorfahren, aussteigen, das Auto parkt allein“

Logistik wird als Feld sehr weit gefasst, was die Digitalisierung angeht. Beim ITS Weltkongress in Hamburg wurden staunende Fahrzeuglenker dieser Tage Zeuge des Prinzips „Vorfahren, aussteigen, das Auto parkt allein“. Im Parkhaus der Elbphilharmonie waren sie Teilnehmer bei Demonstrationen des "Automated Valet Parking" und konnten miterleben, wie handelsübliche Pkw wie von Geisterhand gesteuert ihren Weg durch das Parkdeck zu einem freien Stellplatz fanden. Sie wichen dabei überraschenden Hindernissen aus und parkten schließlich punktgenau ein - alles, ohne dass ein Mensch eingreifen müsste. Die Demonstration war der Abschluss des Forschungsprojekts SynCoPark, mit dessen Hilfe eine langwierige Parkplatz-Suche, umständlich in die Lücke rangieren und dann zu Fuß zum Ziel mit Hilfe standardisierter Schnittstellen vielerorts bald der Vergangenheit angehören soll.

Autonomie braucht Infrastruktur

Möglich macht dies eine ausgeklügelte Kombination digitaler Tools: Um das autonome Parken zu ermöglichen, wurde das Elphi-Parkhaus genau vermessen und aus den Daten eine präzise digitale Karte erstellt. Zusätzlich wurde es in Teilbereichen mit Kameras ausgestattet, die mit einem Computer vernetzt sind. In der ersten von zwei Varianten des Automated Valet Parking, kurz AVP 2, lenkt der Parkhaus-Rechner den Wagen mithilfe dieser Kameras ferngesteuert zu seinem Bestimmungsort. Alternativ können entsprechend bestückte Fahrzeuge in der Variante AVP 1 aber auch lediglich die digitale Karte herunterladen und dann mit Hilfe bordeigener Kameras und Sensoren selbständig ihren Weg durch das Parkhaus suchen.

Mehr als nur Parkflächen

Weiter im Süden, bei der Immobilien-Messe Expo Real in München, demonstrierte der Parkhaus-Betreiber APCOA zeitgleich eine revolutionäre Idee zum Parkraum der Zukunft: die Transformation von Parkplätzen zu Urban Hubs. Basis dafür ist eine virtuelle Plattform und Europas größtes Netz an digital vernetzten Parkhäusern mit mehr als 12.000 Standorten. Die dort verfügbaren Parkflächen lassen sich für viele Zwecke nutzen. Einer davon ist die Verwendung als Umschlagplatz. Logistik- und Paketdienstleister können ihre Ware auf den angemieteten Stellplätzen auf E-Lastenräder umladen und ihre Kunden so auf der letzten Meile effizient und nachhaltig beliefern. „Immer mehr Menschen leben in Städten und sind digital vernetzt sowie offen für die Nutzung neuer Mobilitätskonzepte“, sagt Hansjörg Votteler, Geschäftsführer bei APCOA PARKING Deutschland GmbH. „Unsere Urban Hubs haben das Potenzial, künftig eine Vielzahl von Mobilitäts- und Logistikfunktionen zu übernehmen.“

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Jedes Wintersemester erhalten die Studierenden im Studienschwerpunkt Projektentwicklung eine Semesteraufgabe mit aktuellem Bezug. Das Kernthema im Wintersemester 2020/2021 lautete „Tele“. Sie haben dabei auf eigene Erfahrungen zugreifen können: Das Lernen und Lehren am heimischen Arbeitsplatz stellte für viele zunächst eine große Herausforderung dar. Wer längere Zeit von zu Hause aus arbeitet, richtet sich irgendwann auch entsprechend räumlich ein - sozusagen Veränderungen in Raum, Ort und Zeit.

Digitaler Fortschritt versetzt Mobilität in Bewegung

Was dabei das Projektteam 5 – Luis Seider, Matthias Schitt und Lucas Triebel – als „Tele-Hub-München“ entwickelte, zeigt punktgenau die Abhängigkeit der Mobilität vom Fortschritt der Digitalisierung. Das Trio ging davon aus, dass schon in naher Zukunft Flugtaxis sowohl den öffentlichen Personennahverkehr als auch herkömmliche PKWs als Verkehrsmittel ergänzen werden. So wird Berufspendlern, Touristen und Geschäftsreisenden an den großen Verkehrsknotenpunkten der Stadt die Möglichkeit geboten, auf ein Flugtaxi umzusteigen, um somit schneller, flexibler und umweltschonender ans Ziel im Stadtbereich zu gelangen. Die angespannte Verkehrssituation im Großraum München wird somit zukunftsfähig durch ein neues Mobilitätskonzept entlastet. Die Steuerung von Angebot und Nachfrage, die Flugpläne und die Verkehrskoordination: Ohne digitale Technik undenkbar.

Vorrangig technische Veränderungen im Blick

Was die Zukunft verspricht, dafür haben viele Branchen-Unternehmen heute schon die Grundlagen gelegt. Im europäischen Vergleich sind auf digitaler Ebene die deutschen Logistiker der Konkurrenz in einigen Bereichen deutlich voraus, sagt die Unternehmensberatung PwC: 80 Prozent der deutschen Logistiker haben ihre IT-Systeme bereits aufgerüstet, um ihr Unternehmen zu digitalisieren – im Vergleich zu nur 50 Prozent der europäischen Mitbewerber. Dieses Ergebnis belegt aus Sicht der Marktbeobachter: Die Unternehmen in Deutschland sehen die Digitalisierung in erster Linie als technische Veränderung. Trotzdem haben heute bereits nahezu zwei Drittel der deutschen mittelständischen Logistiker Ideen für digitale Geschäftsmodelle und Dienstleistungen. Jedes zweite Unternehmen hat die Digitalisierungsmaßnahmen in eine Strategie eingebettet. In diesen beiden Punkten unterscheiden sie sich nicht von den Logistikunternehmen in Europa. „Die Digitalisierung ist eine gute Chance für Logistiker, dem Preisdruck in der Branche zu begegnen. Denn mit einer zukunftssicheren IT und dem Einsatz digitaler Geschäftsmodelle lässt sich die Effizienz beträchtlich steigern“, so Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport und Logistik bei PwC Deutschland.

Zentrale Rolle für Online-Plattformen entsteht

In diesem Zusammenhang wird vor allem eines deutlich: Der Zugang von Logistik-Dienstleistern zu ihren Kunden hat sich durch digitale Geschäftsmodelle erheblich verändert. „Früher war es üblich, dass die Fracht vom Spediteur abgeholt wurde und dieser den weiteren Transportweg mit dem LKW, per Luftfracht oder im Seecontainer organisierte. Heute eröffnen digitale Plattformen jedem Produzenten, Händler oder einer Privatperson die Chance, Logistikdienstleistungen mit jeder Sendung im direkten Wettbewerb selbst auszuschreiben“, konstatiert PwC. „Damit haben sie einen viel direkteren Zugang zu den Anbietern im Markt und auch eine höhere Preistransparenz.“ Mit den am Markt befindlichen digitalen Frachtvermittlungsplattformen hätten zudem innovative Logistik-Startups eine Möglichkeit geschaffen, mit Hilfe cloudbasierter Systeme eine effiziente Auslastung der Transportmittel zu generieren. Dabei führten Informationen über den Transportweg und den Zustand der Sendung für den Kunden zu einem hohen Maß an Transparenz. Diese Daten könnten dann als digitaler Zwilling auf einem kundenfreundlichen Dashboard abgebildet werden. Die Beauftragung und die gesamte nachgelagerte Kommunikation wickelten viele Anbieter ebenfalls auf den Online-Plattformen ab. „Die Zusammenarbeit mit Startups bietet etablierten Unternehmen nicht nur die Chance, ihre digitale Kompetenz auszubauen“, stellt Bauer fest. „Solche Kooperationen können auch einen Wandel der Unternehmenskultur herbeiführen, in dem Arbeits- und Kommunikationsprozesse neu definiert werden.“

„Vorfahren, aussteigen, das Auto parkt allein“

Logistik wird als Feld sehr weit gefasst, was die Digitalisierung angeht. Beim ITS Weltkongress in Hamburg wurden staunende Fahrzeuglenker dieser Tage Zeuge des Prinzips „Vorfahren, aussteigen, das Auto parkt allein“. Im Parkhaus der Elbphilharmonie waren sie Teilnehmer bei Demonstrationen des "Automated Valet Parking" und konnten miterleben, wie handelsübliche Pkw wie von Geisterhand gesteuert ihren Weg durch das Parkdeck zu einem freien Stellplatz fanden. Sie wichen dabei überraschenden Hindernissen aus und parkten schließlich punktgenau ein - alles, ohne dass ein Mensch eingreifen müsste. Die Demonstration war der Abschluss des Forschungsprojekts SynCoPark, mit dessen Hilfe eine langwierige Parkplatz-Suche, umständlich in die Lücke rangieren und dann zu Fuß zum Ziel mit Hilfe standardisierter Schnittstellen vielerorts bald der Vergangenheit angehören soll.

Autonomie braucht Infrastruktur

Möglich macht dies eine ausgeklügelte Kombination digitaler Tools: Um das autonome Parken zu ermöglichen, wurde das Elphi-Parkhaus genau vermessen und aus den Daten eine präzise digitale Karte erstellt. Zusätzlich wurde es in Teilbereichen mit Kameras ausgestattet, die mit einem Computer vernetzt sind. In der ersten von zwei Varianten des Automated Valet Parking, kurz AVP 2, lenkt der Parkhaus-Rechner den Wagen mithilfe dieser Kameras ferngesteuert zu seinem Bestimmungsort. Alternativ können entsprechend bestückte Fahrzeuge in der Variante AVP 1 aber auch lediglich die digitale Karte herunterladen und dann mit Hilfe bordeigener Kameras und Sensoren selbständig ihren Weg durch das Parkhaus suchen.

Mehr als nur Parkflächen

Weiter im Süden, bei der Immobilien-Messe Expo Real in München, demonstrierte der Parkhaus-Betreiber APCOA zeitgleich eine revolutionäre Idee zum Parkraum der Zukunft: die Transformation von Parkplätzen zu Urban Hubs. Basis dafür ist eine virtuelle Plattform und Europas größtes Netz an digital vernetzten Parkhäusern mit mehr als 12.000 Standorten. Die dort verfügbaren Parkflächen lassen sich für viele Zwecke nutzen. Einer davon ist die Verwendung als Umschlagplatz. Logistik- und Paketdienstleister können ihre Ware auf den angemieteten Stellplätzen auf E-Lastenräder umladen und ihre Kunden so auf der letzten Meile effizient und nachhaltig beliefern. „Immer mehr Menschen leben in Städten und sind digital vernetzt sowie offen für die Nutzung neuer Mobilitätskonzepte“, sagt Hansjörg Votteler, Geschäftsführer bei APCOA PARKING Deutschland GmbH. „Unsere Urban Hubs haben das Potenzial, künftig eine Vielzahl von Mobilitäts- und Logistikfunktionen zu übernehmen.“

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